Historie / Geschichte

Geschichte des Löwensaales in Ichenheim

Da ein vorheriger Saal 1920/21 abgebrannt war, wurde ein Neubau nötig. Die Reste des alten Saals und seine Wunden sind noch bis heute „hinter der Bühne“ sichtbar, zu der sie geworden sind.

Im September 1928 wird ein neuer Saal mit Tonnendach von der „Badischen Hallenbaugesellschaft mbH“, Karlsruhe in der sogenannten Zollingerbauweise nach dem Urheber dieser Konstruktion entworfen, einer besonders preisgünstigen Rauten-Runddach-Holzbauweise die nach dem Ende des Ersten Weltkrieges entstanden war, um schnell Wohnraum zu schaffen.

Die konkrete Planung und Durchführung führte der Architekt Karl Meier aus Altenheim durch und der Bauherr war Karl Deuchler, Löwenwirt in Ichenheim, der Großvater der heutigen Besitzerinnen. Eine dieser drei Schwestern, Gisela Knappmann, die leider im November 2017 viel zu früh verstorben ist, war wesentliche Mitinitiatorin der weiter unten beschriebenen Neubelebung.

Am 6. Januar 1929 war dann die Einweihung des Saales, der mit seiner besonderen Bauart und Größe Aufsehen im ganzen Bezirk erregte.

In der Folgezeit dient er als Tanzsaal (Sonn-und Feiertags), den Vereinen im Dorf als Veranstaltungsort für ihre Bälle (i.d.R. einmal pro Jahr im Winter) und für Feste und Familienfeiern , vor allem der evangelischen Bevölkerung – Ökumene war noch ein Fremdwort. An der Rückwand des Saales stand ein großer Musikapparat, eine  Juke-Box, die für 10 Pfennig eine ganze Weile Musik machte. Musikkapellen waren  beim Tanz erst nach dem Krieg üblich, vorher nur bei den Vereinsbällen und größeren Familienfesten (Hochzeiten).

Während des Krieges dient der Saal kurzfristig auch als Evakuierungslager.

1948 Planung und Einrichtung eines Lichtspieltheaters zusätzlich zu den oben beschriebenen Veranstaltungen. In der Folge fanden in den fünfziger und sechziger Jahren samstags und sonntags Kinoveranstaltungen statt.

Durch gesellschaftliche Veränderungen (Festhallen in den Gemeinden, Vereinsheime …) und private Veränderungen (Verpachtung der Gastwirtschaft ab 1973 an eine Brauerei) wird der Saal immer weniger in Anspruch genommen. Er steht zunehmend leer und wird Mitte der achtziger Jahre nur noch vom Judo-Club als Trainingsraum genutzt. Danach steht er wieder ganz leer und dient als Lagerraum.

Sanierungsmaßnahmen stehen dringend an. Da seine weitere Verwendung unklar ist, wird ein Abriß in Erwägung gezogen. Aber der Charme des alten Saales siegt.

Die Gründung eines Kulturvereins und eines Weltladens wird angedacht.

Frühjahr 1996 Fest im Café, wo viele Interessierte und Engagierte sich austauschen und überlegen, wie es weitergehen könnte.

31.10.1997 Beginn einer Wiederbelebung durch eine Ausstellungseröffnung von Christof Mayer, Möbeldesigner aus Ichenheim mit Werkstatt direkt unterm Saal und Edgar Braig, Maler aus Münsingen, bei der die elsässische Liedermacherin Sylvie Reff singt.

29.11.1997 Eröffnung des „Globus-Weltladens“. Einige überzeugte Idealisten aus der evangelischen und katholischen Kirchengemeinde sowie der Peru-Gruppe und weitere Unterstützende , sozusagen eine„Basis-Ökumene“-Gruppe, plant und installiert diesen Laden im Saal. Er ist zweimal die Woche geöffnet.

10.10 1998 Saalfest anläßlich der siebzigjährigen Fertigstellung desselben unter dem Motto „S‘ Läwe im Lewe“.

19.10.1999 die Theatergruppe „Ojo Morado“ aus Bolivien gastiert mit dem „Kinderkreuzzug“ von Berthold Brecht auf Einladung des Globus im Löwen. Hierfür wird die Vorbühne konstruiert und gebaut. Und am

9.11.2001 kommt die Gruppe erneut mit dem  Stück „Der Lotterieschein“ von Raúl Salmón in den Löwen. Sie führt ihre Stücke in spanischer Sprache auf. Diese Gruppe hatte sich aus ehemaligen Straßenkindern unter Leitung des Schweizers Stefan Gurtner gebildet.

Die „Löwenfirma“ wird gegründet und verpachtet hauptsächlich an den „Vollwertgastronomen“ Rüdiger Held ihre Räumlichkeiten, den Saal ebenfalls. Aber auch die alte Tradition der privaten Vermietung für Hochzeiten usw. wird wieder aufgegriffen und ist inzwischen die hauptsächliche Nutzung der altehrwürdigen Räumlichkeiten!

11.1.2002  der Kulturverein „Läwe im Lewe“ wird gegründet, der im Saal und in der Gaststätte verschiedenste Veranstaltungen organisiert und durchführt. (Diese finden Sie chronologisch hier.)

Als Untergruppen gibt es noch die

– Improvisationstheatergruppe „Löwenmäuler“, die sich im Frühjahr 2003 gründet und leider schon wieder 2006 nach ihrer 2. öffentlichen Aufführung auflöst, ganz konkret trifft sie sich am 15.12. zum allerletzen Mal..

– Kino-AG, die mit der Gemeinde Neuried und dem „Kinomobil Baden-Württemberg“ zusammenarbeitet. Am

9.7.2003 hat sie ihren ersten Vorführungstag. Es gibt ca. 6 Spieltage im Jahr, eine davon ist eine Open-Air-Vorstellung. Sie belebt damit die einstige Löwen-Lichtspieltradition (s.o.).

19.4. 2008 Der Globus-Weltladen zieht ins ehemalige „Nebenzimmer“ des Hauptgebäudes um und sein „vorübergehendes Domizil“ im Saal wird abgetragen.

18.9.2008 „Kaffeeduft im Löwen“ öffnet einmal in der Woche seine Pforten. Leider schließt auch er wieder nach einer schönen „gastlichen Zeit“ von satten 7 Jahren am 31.12.2016

Zur selben Zeit beendet auch der langjährige Wirtschaftsbetreiber Rüdiger Held seine Tätigkeit im Löwen und die gleichnamige Firmen- GBR wird aufgelöst.

Frühjahr 2011 Der Kulturverein initiiert eine Saaldeckenstreichaktion und nun schaut der hübsche Saal in die Zukunft …

Während des Dorfjubiläumsjahres 2016 wird schließlich mit der Renovierung der Außenfassade des Anwesens begonnen und seine Vollendung, rotbraunes Hauptgebäude und grauer Saal, darf Gisela Knappmann im Jahr darauf noch erleben …

Am 1.1.2017 übernimmt der langjährige Löwen-Koch Daniel Puff den Gasthof.

 

Autorin: CJM 2018

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Gasthaus Löwen

Hauptstraße 40, 77743 Neuried / Ichenheim 

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